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Wie lange Rente bezogen wird, hängt auch vom Renteneintrittsalter ab. Während Funktionäre der Deutschen Rentenversicherung für ein späteres Renteneintrittsalter plädieren, will die Mehrheit der Bevölkerung einen wesentlich früheren Renteneintritt.

Im Spät-Herbst 2022 plädierte Alexander Gunkel, Arbeitgebervertreter im Bundesvorstand der Deutschen Rentenversicherung, dafür, ein höheres Renteneintrittsalter zu prüfen. Er verwies aber auch darauf, dass es noch andere Stellschrauben gegen den Fachkräftemangel und für mehr Rentenstabilität gebe: etwa eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen und Zuwanderung. Eine Anhebung der Regelaltersgrenze sei jedoch naheliegend, sagte Gunkel.

Einen Renteneintritt in einem Alter über 70 Jahren kann sich zwar jeder Dritte vorstellen, doch mehrheitsfähig sind solche Gedanken nicht. Die Mehrheit der Deutschen wünscht sich einen Renteneintritt mit bis zu 60 Jahren (51,2 Prozent). Zu diesen Ergebnissen kam der ‚Financial Freedom Report‘ eines Versicherers.

Erst vergangenes Jahr zeigte eine ähnliche Umfrage des vom Bundesarbeitsministerium gegründeten Demographie Netzwerks, dass mehr als jeder zweite Beschäftigte (54,2 Prozent) gern mit 62 Jahren oder zeitiger in Rente gehen bzw. mit der Erwerbsarbeit aufhören würde. Hingegen will nur etwas mehr als jeder Zehnte (10,7 Prozent) bis zum Alter von 67 Jahren oder darüber hinaus arbeiten. Der Anteil derjenigen, die sich ein höheres Renteneintrittsalter vorstellen können, hat sich also erhöht.

Ein Renteneintritt mit bis zu 60 Jahren ist allein mit einer staatlichen Rente unrealistisch, schätzen Experten ein. Wer spät in die eigene Altersvorsorge einsteigt, sollte sich beispielsweise über Möglichkeiten einer Einmalanlage informieren. Je nach Bedarf können dabei auch flexible Möglichkeiten zur Geldentnahme vereinbart werden.

Über die Studie:
An der repräsentativen Umfrage zum Thema Financial Freedom der LV 1871, durchgeführt von Civey, haben im August 2023 2.500 Menschen in Deutschland ab 18 Jahren teilgenommen. Die Teilnehmenden beantworteten darin Fragen nach ihrem individuellen Verständnis von (finanzieller) Freiheit und ihren Gefühlen und Sorgen beim Thema Finanzen, Altersvorsorge und Absicherung.

Das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik in Bezug auf die Altersvorsorge geht verloren. Das zeigt eine repräsentative YouGov-Umfrage im Auftrag eines großen Versicherers.

In den neuen Bundesländern ist dieses Misstrauen sogar noch stärker ausgeprägt (73 Prozent) als in den alten Bundesländern (65 Prozent). Mit zunehmendem Alter steigt auch das Vertrauensdefizit: Bei den 18- bis 24-Jährigen haben 57 Prozent das Vertrauen in die politischen Entscheidungsträger verloren, während es bei den über 55-Jährigen sogar 72 Prozent sind.

Im Durchschnitt gehen 42 Prozent der Befragten davon aus, dass sich ihre Lebensqualität im Ruhestand verschlechtern wird. In den neuen Bundesländern sind es sogar rund 48 Prozent. Dabei verlassen sich nur 27 Prozent ausschließlich auf die gesetzliche Rente, während die Mehrheit der Deutschen (61 Prozent) zusätzliche private Vorsorgemaßnahmen ergreift.

Besonders ermutigend ist die Bereitschaft junger Menschen, regelmäßig Geld für die private Altersvorsorge beiseite zu legen. Bereits 47 Prozent der 18- bis 24-Jährigen investieren monatlich in ihre private Vorsorge, während es bei den 25- bis 34-Jährigen sogar 63 Prozent sind – die höchste Sparquote in keiner anderen Altersgruppe.

Die Inflation beeinflusst die Vorsorgebereitschaft – Ein Drittel spart weniger oder gar nicht

Rund 32 Prozent der Deutschen geben an, seit dem Beginn des Ukrainekriegs und dem Anstieg der Inflation weniger für ihre Altersvorsorge zu sparen als zuvor. Gleichzeitig sparen weitere 32 Prozent überhaupt nicht für die private Altersvorsorge.

Etwa 15 Prozent investieren monatlich weniger als 100 Euro in ihre Altersvorsorge, während weitere 15 Prozent zwischen 100 und 200 Euro für ihren Ruhestand zurücklegen. Jeder Zehnte spart zwischen 200 und 300 Euro pro Monat, während 9 Prozent sogar mehr als 400 Euro monatlich für ihre private Altersvorsorge aufbringen. Mehr als die Hälfte (59 Prozent) gibt an, gerne mehr für ihren Ruhestand sparen zu wollen, es sich jedoch finanziell nicht leisten zu können.

Größte Sorgen: Gesundheit und Inflation

Die größte Sorge der Deutschen hinsichtlich ihres Ruhestands ist die Gefahr, krank oder pflegebedürftig (43 Prozent) zu werden. Darüber hinaus fürchten sie, dass die steigende Inflation ihre Rente stark mindern wird (33 Prozent) und sie ihren Lebensstandard nicht aufrechterhalten können (27 Prozent). Unter denjenigen, die bereits im Ruhestand sind, sind die Sorgen bezüglich Gesundheit und Pflegebedürftigkeit (53 Prozent) sowie steigender Inflation (45 Prozent) noch ausgeprägter. Rentner befürchten zudem, dass Deutschland in Zukunft seine Stabilität verlieren könnte (30 Prozent).

Insgesamt sehen etwa gleich viele Deutsche ihrem Ruhestand mit Freude (42 Prozent) wie mit Sorge (39 Prozent) entgegen. Auffällig ist, dass diejenigen, die regelmäßig in ihre private Altersvorsorge investieren, häufiger mit Freude auf ihren Ruhestand blicken (51 Prozent).

Über die Studie:
Für die Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von Axa 2.013 Personen in Deutschland online befragt. Die Ergebnisse der Befragung aus September 2023 sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

Die Deutschen beziehen immer länger Rente. Das geht aus dem aktuellen Rentenatlas 2023 der Deutschen Rentenversicherung hervor.

Die Dauer des Rentenbezugs ist in den letzten fünf Jahren in Deutschland teils deutlich gestiegen. Im Jahr 2022 erhielten Männer durchschnittlich 18,8 Jahre ihre Altersrente und Frauen 22,2 Jahre, wie die Deutsche Rentenversicherung in ihrem aktuellen Rentenatlas 2023 mitteilt. Im Jahr 2017 hatte die Rentenbezugsdauer noch bei 17,9 Jahren (Männer) bzw. 21,8 Jahren (Frauen) gelegen. Das bedeutet einen Anstieg um fast ein Jahr bei Männern und um etwa 0,4 Jahre bei Frauen.
Noch deutlicher fällt der Langzeittrend aus. Seit 1972 stieg die Rentenbezugsdauer bei Männern um 8,3 Jahre und bei Frauen sogar um volle zehn Jahre.

Allerdings hat sich der Anstieg in den letzten Jahren verlangsamt. So stagnierte die Rentenbezugsdauer bei den Männern im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr, bei den Frauen stieg sie nur noch um 0,1 Jahre. „Neben dem Wegfall von Rentenarten, die schon vor der Regelaltersgrenze bezogen werden konnten, wirkt sich hier vor allem die Anhebung der Altersgrenzen auf den Rentenbeginn aus“, schreibt die DRV. Unter dem Wegfall von Rentenarten ist u.a. das Auslaufen von zwei vorgezogenen Sonderformen der Altersrente zu verstehen. So konnte die Altersrente für Frauen oder die Altersrente wegen Arbeitslosigkeit oder nach Altersteilzeitarbeit teilweise schon mit 60 Jahren in Anspruch genommen werden, blieb aber bestimmten Geburtsjahrgängen vorbehalten.

Auch aufgrund der steigenden Rentenbezugsdauer wird derzeit in der Politik über eine weitere Anhebung der Regelaltersgrenze debattiert. Bis 2031 steigt das Rentenalter auf 67 Jahre, doch nach Ansicht vieler Ökonomen ist das nicht genug, um das Rentenniveau und den Rentenbeitrag stabil zu halten.

Die Bundesregierung plant, das Umlageverfahren in der gesetzlichen Rente mit einem Kapitalstock zu stabilisieren. Doch was verbirgt sich hinter den Plänen? Und müssen die gesetzlich Rentenversicherten nun fürchten, dass Geld verzockt wird?

„Generationenkapital“: So ist eines der wichtigsten Reformprojekte der Bundesregierung umschrieben. Ursprünglich als „Aktienrente“ bekannt, plant die Ampelregierung derzeit, einen zusätzlichen Kapitalpuffer für die gesetzliche Rente zu schaffen. Denn diese funktioniert derzeit als Umlageverfahren. Stark vereinfacht wird jeder von den Beitragszahlern eingenommene Euro sofort wieder für Renten ausgegeben, abgesehen von einer Notreserve. Das funktioniert in einer alternden Gesellschaft aber nur bedingt, stehen doch immer mehr Rentnerinnen und Rentner immer weniger Beitragszahler gegenüber. Somit gerät die Finanzierung der Rente unter Druck.

In den letzten Wochen wurden erste Details eines Gesetzesentwurfs öffentlich, der aber derzeit zwischen den Ministerien abgestimmt wird und noch nicht öffentlich vorgestellt wurde. Daraus geht auch hervor, wie dieses Generationenkapital funktionieren soll. Zunächst ist vorgesehen, 10 Milliarden Euro einer öffentlichen Stiftung anzuvertrauen, die das Geld dann anlegt. Im Jahr 2024 soll dann auf 12 Milliarden aufgestockt werden und sich der Betrag jährlich um drei Prozent erhöhen. Zusätzlich soll der Stiftung Bundesvermögen in Höhe von 15 Milliarden Euro übertragen werden: stark vereinfacht Eigenkapital, das als Sicherheit dient. So soll bis zum Jahr 2035 ein Volumen von 200 Milliarden Euro angespart werden.

Angedacht ist dann, dass das Generationenkapital ab Mitte der 2030er Jahre eingesetzt wird, um das Rentenniveau und die Beiträge zu stabilisieren. Das bedeutet aber auch, dass für Rentnerinnen und Rentner keinerlei individuelle Ansprüche entstehen, wie dies ursprünglich angedacht gewesen ist. Es bleibt ein weitgehend anonymer und öffentlich verwalteter Topf.

Eine Besonderheit ist hierbei die Finanzierung. Die soll nämlich auf Pump erfolgen: über ein Darlehen des Bundes. So sollen die Gelder auch nicht direkt entnommen werden. Zur Stabilisierung der Rente dienen stattdessen die Beträge, die der Fonds als Rendite mit den angelegten Geldern erwirtschaftet. Das kann aber tatsächlich funktionieren, weil der Zins, den der Bund für ausgegebene Staatsanleihen zahlen muss, in der Regel niedriger ist als das, was üblicherweise am Kapitalmarkt mit Aktien und Fonds erwirtschaftet werden kann. Allerdings hat die Finanzierung über das Darlehen auch Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit des Generationenkapitals laut werden lassen, weil damit wohl die verfassungsrechtlich verankerte Schuldenbremse umgangen werden soll.

Und wird mit den Geldern nun an der Börse gezockt? Viele Ökonomen sind sich einig: nein. Keineswegs nämlich wird der Fonds das Generationenkapital in hochriskante Anlagen wie etwa Verbriefungen stecken oder täglich damit spekulieren: Das dürfte ihm sogar verboten sein. Stattdessen entsteht ein staatlich verantworteter Mischfonds mit hoher Aktienquote, der mit einem langfristigen Horizont angelegt wird und breit gestreut investiert: sowohl international als auch nach verschiedenen Branchen. Das minimiert das Risiko deutlich. Zwar kann der Fonds insgesamt an Wert verlieren, wenn es den Börsen schlecht geht. Dies dürfte aber in der Regel nur eine Momentaufnahme sein. Schon die breite Streuung trägt dazu bei, dass es nahezu ausgeschlossen ist, dass alle Einzelpositionen im Minus liegen und insoweit überhaupt keine Mittel aus Kursgewinnen realisiert werden können. Die Erträge werden schwanken: aber auch die Wertentwicklung an den Börsen in den letzten Jahren und Jahrzehnten deutet darauf hin, dass mit einer solchen Anlagestrategie ein beständiger Wertzuwachs der investierten Gelder möglich ist.

„Die Aktienrente und das Generationenkapital sind keine Wette!“, schlussfolgern deshalb Anlageexperten: auch mit Blick auf Vorurteile, die viele Deutsche noch immer gegenüber Aktien und Fonds haben. Und zugleich kann der Fonds auch als Vorbild dienen, wie Privatsparer vergleichsweise sicher ihr Geld anlegen. Die Gelder breit streuen und mit langfristigen Blick anlegen, zudem nicht bei jeder Kursschwankung panikartig reagieren. Grundsätzlich empfiehlt sich eine breit aufgestellte Strategie der zusätzlichen Altersvorsorge, die sowohl die private als auch betriebliche Vorsorge nutzt. Denn trotz Generationenkapital: Auch in Zukunft wird die gesetzliche Rente allein vielen Bürgerinnen und Bürgern kein auskömmliches Einkommen im Alter garantieren. Welche Optionen es hierfür gibt, klärt ein Beratungsgespräch.

Welche Folgen geringes oder solides Finanzwissen haben kann, zeigen zwei Studien unabhängig voneinander.

Die Schule bietet noch erhebliches ungenutztes Potenzial als Vermittler von Finanzwissen: Lediglich 3 Prozent der Befragten geben an, die Schule als Informationsquelle für finanzielle Bildung genutzt zu haben – dies stellt den am wenigsten genannten Kommunikationsweg dar. Auffallend ist dabei, dass die Mehrheit der Befragten der Ansicht ist, dass die Schule ein optimaler Ort wäre, um Finanzwissen zu vermitteln (45 %), und beeindruckende 61 Prozent befürworten die Einführung eines obligatorischen Schulfachs für finanzielle Bildung. Parallel dazu betonen 45 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass in Deutschland nicht allen Menschen gleichermaßen Zugang zur finanziellen Bildung gewährt wird.

Wer über solide Finanzkenntnisse verfügt, erkennt unweigerlich, dass die staatliche Rente alleine nicht ausreicht. 83 Prozent der befragten Personen sind der Meinung, dass die gesetzliche Rente nicht ausreichend sicher ist. Die Erkenntnis, dass eine eigenverantwortliche Absicherung der Rente notwendig ist, hat sich bei den Menschen durchgesetzt. Insbesondere jene, die ihre Finanzkompetenz als sehr gut oder gut einschätzen, haben das größte Vertrauen in private Altersvorsorge (42 %).

Diese Haltung spiegelt sich auch in den gegenwärtig als relevant erachteten Themen wider. Für die Mehrheit der Menschen stehen Generationengerechtigkeit sowie die Stabilisierung der Alters- und Rentensysteme an oberster Stelle (46 %). Dieser Aspekt rangiert gemeinsam mit Energiepolitik (55 %) und Gesundheit & Pflege (49 %) unter den drei wichtigsten Themen im Land.

Für die zweite Studie wurde das Anlage- und Sparverhalten von Deutschen verglichen, die ihr Finanzwissen als ‚gering‘, ‚mittel‘ oder ‚hoch‘ einschätzen. Auffällig dabei: Umfrage-Teilnehmer mit geringer Finanzkompetenz wählen häufig Bargeld als Anlage. Zudem ist die Gruppe der Unentschlossenen, die ihr Geld letztlich unangetastet auf dem Girokonto liegen lassen, mit einem Anteil von 38 Prozent auch die mit Abstand größte unter ihnen (mittlere Finanzkompetenz: 15 Prozent und hohe Finanzkompetenz: sieben Prozent). Personen mit mittlerer Finanzkompetenz investieren zwar auch stärker in Aktien und Investmentfonds, allerdings sind diese stark untergewichtet.

Diese verschiedenen Anlagestrategien wirken sich auch auf die zu erwartende Rendite aus. Laut Studie könne ein deutscher Haushalt mit hoher Finanzkompetenz damit rechnen, 2.690 Euro pro Jahr zusätzlich zu verdienen, wenn er das Finanzvermögen eines durchschnittlichen Haushaltes in Deutschland besitzt und entsprechend seinem Finanzwissen investiert. Im Laufe von 30 Jahren summiere sich das zu der gewaltigen Summe von 196.502 Euro.

Wo die ‚Fokusgruppe Altersvorsorge‘ die größten Hemmnisse für die Verbreitung zusätzlicher Altersvorsorge sieht und wie sich die Corona-Krise auf das Vorsorge-Verhalten ausgewirkt hat.

Für die allermeisten Deutschen gibt es im Alter eine wesentliche Einkommensquelle: Die Deutsche Rentenversicherung. Sie zahlte im Jahr 2020 gut 60 Prozent der Alterssicherungsleistungen an die 65-Jährigen und Älteren, berufsständische Versorgungswerke oder Pensionen stehen für weitere 15 Prozent der Alterssicherung. Betriebsrenten machen rund 8 Prozent aus und auf Einkommen aus privater Vorsorge entfielen rund 7 Prozent der Alterseinkommen.

Mit Blick auf den demografischen Wandel und die Finanzlage ist klar: Zusätzliche Altersvorsorge muss in Deutschland attraktiver werden. So lautete auch die Zielsetzung für die ‚Fokusgruppe Altersvorsorge‘, die Empfehlungen vorstellte, wie mehr Deutsche zu zusätzlicher Altersvorsorge angeregt werden können.

Die Fokusgruppe identifizierte auch 8 besonders wichtige Hemmnisse für zusätzliche Altersvorsorge in Deutschland:

  1. Geringe finanzielle Bildung und fehlende Altersvorsorgeplanung:
    Finanzwissen ist in Deutschland nicht universell verbreitet. Personen mit geringer finanzieller Bildung planen und sparen seltener für ihre Altersvorsorge.
  2. Hohe Unsicherheit und Fehleinschätzungen über die künftige Rente:
    Informationen über den Stand der eigenen Altersvorsorge sind häufig schwer verständlich und erzeugen Unsicherheit und Fehlwahrnehmungen.
  3. Komplexität:
    Komplizierte Förderregeln führen zu falschen Einschätzungen über die Förderberechtigung besonders unter Haushalten mit niedrigem Einkommen.
  4. Einschätzung der eigenen Lebenserwartung:
    Fehleinschätzungen bei der eigenen Lebenserwartung und der Entwicklung der Langlebigkeit führen zu unzureichender Alterssicherung.
  5. Marktintransparenz und hohe Kosten:
    Teilweise sind hohe Verwaltungs- und Abschlusskosten, hohe Wechselkosten, die zu Lock-in Effekten führen, hohe Kostenkomplexität und eine hohe Streuungsbreite der Kosten existierender Riester-Verträge dokumentiert.
  6. Beratung:
    Altersvorsorgende zeigen geringe Kostensensibilität beim Abschluss der Verträge – mehr als 60 % der Personen mit Riester-Vertrag hatten bei Abschluss kein Vergleichsangebot eingeholt. Gleichzeitig ist unzureichende Beratung ein zentraler Grund für die Stilllegung und Kündigung von Verträgen.
  7. Kosten:
    Anbieterseitig erzeugen die restriktive Ausgestaltung der Verträge hohe Kosten. Insbesondere die Kosten, die durch die verpflichtenden Garantien (lebenslange Renten, Beitragsgarantien) entstehen, haben zudem zu unattraktiven Rahmenbedingungen für die Anbieter und einem Rückzug aus dem Neugeschäft geführt.
  8. Betriebliche Versorgung:
    Geringe Verbreitung der bAV in kleinen und mittleren Unternehmen.

Daneben ging die Fokusgruppe auch auf die Folgen der Corona-Krise für die Altersvorsorge ein und nennt Zahlen dazu: Während im ersten Pandemiejahr 17,5 Prozent der Erwerbsbevölkerung angaben, weniger für die Altersvorsorge gespart zu haben als vor der Pandemie, stieg dieser Anteil 2021 auf 21,2 Prozent und erreichte 2022 31,1 Prozent. Insbesondere Personen mit geringerem Einkommen reduzierten ihr Sparen für das Alter. Neben verringerten Sparraten musste außerdem ein zunehmender Anteil der Befragten auf bestehendes Vermögen zurückgreifen, um die Ausgaben des Haushalts zu decken. In den Jahren 2020 und 2021 traf dies auf etwa jeden fünften Haushalt zu (19,2 % bzw. 22,5 %), 2022 gaben hingegen fast doppelt so viele (39,3 %) an, dass sie auf Ersparnisse und Vermögen zurückgegriffen haben, um tägliche Ausgaben zu decken. Acht von zehn dieser Personen konnten zwar auf liquide, finanzielle Rücklagen zurückgreifen. Dennoch gaben 14,2 Prozent an, im Jahr 2022 Finanzanlagen wie Fonds, Aktien und andere Wertpapiere veräußert zu haben, und 11,5 Prozent lösten bestehende Altersvorsorgeverträge wie Lebensversicherungen und Riester-Renten auf.

Die Deutschen brauchen zusätzliche Altersvorsorge. Damit private Zusatzvorsorge attraktiver wird, sollte eine Fokusgruppe Empfehlungen erarbeiten. Nun liegen Ergebnisse vor.

Seit Ende letzten Jahres tagte die ‚Fokusgruppe Altersvorsorge‘ unter dem Vorsitz des Bundesfinanzministeriums. Anfang dieser Woche wurden die Empfehlungen vorgestellt. Die wichtigsten Punkte sind im Folgenden zusammengefasst:

  • Die „klassische“ Riester-Rente soll weiterhin angeboten werden, aber einen neuen Namen erhalten. Denn sie hat ein Imageproblem. Zwar sind über 16 Millionen Verträge abgeschlossen, doch seit Jahren stagniert das Neugeschäft und die Zahl der Verträge war zuletzt sogar rückläufig. Rund ein Fünftel sind nach Schätzungen des Bundesarbeitsministeriums ruhend gestellt, werden also nicht mehr bespart und mit Beiträgen bedient. Das liegt auch daran, dass Riester wiederholt kritisiert wird und wurde: aufgrund angeblich hoher und intransparenter Kosten, intransparenter Produkte und einem bürokratischen Förder-Prozedere.
  • Die Riester-Förderung steht grundsätzlich nicht zur Debatte: Soll aber vereinfacht werden. Eine Idee hierbei ist es, die Höhe der Förderung nicht mehr vom Einkommen abhängig zu machen, sondern vom gezahlten Beitrag. Denn die volle Förderung erhält aktuell nur, wer mindestens vier Prozent seines Vorjahreseinkommens als Mindesteigenbeitrag entrichtet. Viele Sparer seien überfordert, hier die Beiträge anzupassen. Der Fokusgruppe ist bewusst, dass bei diesem Vorschlag ein Gerechtigkeitsproblem droht: Menschen mit hohen Einkommen, die viel Geld in die Riester-Rente stecken können, werden dann stärker mit Steuergeldern gefördert als Geringverdienende. Hier sollen Matching-Zonen helfen, dass Geringverdiener eine anteilig höhere Förderung erhalten als Gutverdiener. Auch Kulanzregeln könnten unterstützend wirken: So solle etwa die volle Zulage ausgezahlt werden, wenn der Kürzungsbetrag weniger als 25 Euro betragen würde. Die Kinderzulage solle für Eltern voll gewährt werden, unabhängig vom gezahlten Beitrag, um Familien besser zu fördern.
  • In der Ansparphase soll den Versicherern und Altersvorsorge-Anbietern erlaubt sein, mehr Risiko zu gehen, um höhere Renditen erzielen zu können. Und das bedeutet auch: Ihnen soll erlaubt werden, weniger Garantien anbieten zu müssen. Hier sollen Sparerinnen und Sparer ihr Risiko wählen können: empfohlen werden nach Risiko gestaffelte Produkte, bei denen zum Beispiel 60 Prozent oder 80 Prozent der eingezahlten Beiträge garantiert sind. Bedeutet im Umkehrschluss auch, dass die Sparenden nicht einmal die eingezahlten Beiträge sicher haben.
  • Mehr Freiheit sollen die Anbieter auch in der Rentenphase erhalten. Statt gleichmäßiger monatlicher Zahlungen soll ihnen künftig erlaubt sein, zu Beginn der Rentenphase höhere Beträge auszuzahlen – und diese mit fortschreitender Dauer der Rente zu reduzieren. Nicht thematisiert wird im Bericht, dass damit auch der Versicherungs-Charakter der Verträge auf dem Spiel steht: nämlich, dass sich die Sparenden auf eine gleichbleibend hohe Rente bis zu ihrem Tod verlassen können. Die Absicherung des Langlebigkeits-Risikos ist ein von Branchenvertretern oft gebrachtes Argument für die Riester-Rente. Die Expertengruppe schlägt sogar vor, auf die Pflicht zur Zahlung einer lebenslangen Rente komplett zu verzichten.
  • Kostentransparenz soll ein Online-Vergleichsportal bringen, bei dem die Kundinnen und Kunden sowohl Abschluss- als auch Verwaltungskosten vergleichen können. Vergleichbarkeit und Transparenz der Kosten soll durch die verbindliche Angabe der Renditeminderung durch Kosten gewährleistet werden. Die Arbeitsgruppe will folglich am Prinzip der Effektivkosten festhalten, wonach Anbieter ausweisen müssen, wie stark die Kosten die Rendite mindern. Hier hatten Verbraucherschützer wiederholt moniert, dass dieses Prinzip für Laien schwer verständlich sei.
  • Die Expertengruppe schlägt zudem vor, den Wechsel zwischen den Anbietern sowohl in der Anspar- als auch Rentenphase zu erleichtern. Das soll den Wettbewerb stärken. Ferner könnte auf Abschlusskosten beim Wechsel von Altersvorsorgeprodukten und Anbietern verzichtet werden. Ob dies verpflichtend angedacht ist, sodass die Vorsorgeanbieter keine neuen Abschlussgebühren bei einem Wechsel des Produktes erheben dürfen, oder ob das eine freiwillige Option ist, lässt der Abschlussbericht offen.

Neben dem Ausbau und Weiterentwicklung bestehender Möglichkeiten, schlägt die Fokusgruppe auch neue Formen der Förderung vor. So soll es künftig möglich sein, staatlich gefördert in Fonds und ETFs zu investieren. Bedingung für die Förderung soll sein, dass die Sparenden ihr Depot bis zum Renteneintritt halten. „Grundsätzlich ist daher zukünftig auch ein förderfähiges privates Altersvorsorgedepot mit einer starken Aktienorientierung ohne Garantievorgaben sinnvoll“, empfiehlt die Expertengruppe im Bericht. Auch dieses Depot sollen ausschließlich private Vorsorgeanbieter bereitstellen dürfen.

Die digitale Rentenübersicht der Deutschen Rentenversicherung ist online. Was man braucht, um sie nutzen können.

Die Rentenversicherung gibt in einer Pressemitteilung bekannt, dass das neue Online-Portal eine übersichtliche und zentralisierte Darstellung von Altersvorsorgeansprüchen bietet. Die Digitale Rentenübersicht dient als Grundlage für weiterführende Beratungen, um mögliche Lücken in der Altersversorgung frühzeitig zu erkennen und entsprechend handeln zu können. Die Nutzung des Portals ist kostenlos. Die Behörde betont jedoch, dass das Portal die bisherigen Informationswege nicht ersetzen soll. Vorsorgeeinrichtungen und Anbieter bleiben weiterhin verpflichtet, ihre Kunden schriftlich zu informieren.

Die Rentenübersicht ermöglicht konkret die Einsicht in die neuesten Renten- und Standmitteilungen, die von den Anbietern übermittelt wurden. Im Hinblick auf die gesetzliche Rente werden beispielsweise die gesammelten Rentenpunkte und die prognostizierte Rentenhöhe angezeigt. Frühere Mitteilungen der privaten und betrieblichen Anbieter werden jedoch nicht gespeichert und müssen daher individuell aufbewahrt werden. Der Rentenbescheid wird nach wie vor per Post zugestellt.

Das Portal verspricht eine einfache Bedienung, wie von der Rentenversicherung angekündigt. Um die Rentenübersicht nutzen zu können, müssen die Nutzerinnen und Nutzer ein Profil erstellen und ihre Personalausweis- sowie Steueridentifikationsnummer angeben, um Missbrauch vorzubeugen. An dieser Stelle könnten einige Interessierte bereits auf Probleme stoßen, da derzeit die Anmeldung nur mit der Online-Ausweisfunktion bzw. der eID-Karte möglich ist, die erst seit 2017 im Personalausweis standardmäßig enthalten ist. Darüber hinaus muss die „AusweisApp2“ heruntergeladen werden, um Zugang zu erhalten.

Die Versicherten sollen aus einer Liste von Anbietern ihre jeweiligen Vorsorgeprodukte auswählen können, um ihre bestehenden Ansprüche dann mit einem Klick abfragen zu können. Die Bereitstellung aller Informationen soll maximal fünf Tage dauern.

Es bleibt jedoch die Frage, wie die erwarteten Alterseinkünfte angezeigt werden sollen, wenn die zukünftige Entwicklung bestimmter Anlageprodukte noch nicht feststeht. Die Rentenversicherung unterscheidet hier verschiedene Kategorien:

  • Garantiert erreichte Ansprüche: Dies umfasst die bereits erworbenen und grundsätzlich garantierten Altersvorsorgeansprüche, die zu einem festgelegten Zeitpunkt in der angegebenen Höhe zur Verfügung stehen, selbst wenn keine weiteren Beiträge gezahlt werden.
  • Prognostiziert erreichte Ansprüche: Dies sind die bisher garantiert erreichten Ansprüche zuzüglich Zinsen, Renditen oder Rentenanpassungen. Die angezeigten Werte basieren auf einer realistisch erwarteten wirtschaftlichen Entwicklung, sind jedoch nicht garantiert. Auch für diese Ansprüche müssen keine weiteren Beiträge geleistet werden.
  • Garantiert erreichbare Ansprüche: Dies umfasst grundsätzlich garantiert erreichbare Ansprüche, sofern weiterhin Beiträge gezahlt werden. Diese Ansprüche stehen zu einem festgelegten Zeitpunkt in der angegebenen Höhe zur Verfügung.
  • Prognostiziert erreichbare Ansprüche: Dies sind die garantiert erreichbaren Altersvorsorgeansprüche zuzüglich Zinsen, Renditen oder Rentenanpassungen. Die angezeigten Werte basieren auf einer realistisch erwarteten wirtschaftlichen Entwicklung, sind jedoch nicht garantiert. Es wird davon ausgegangen, dass bis zum Rentenbeginn weiterhin Beiträge gezahlt werden.

Trotzdem bleiben Fragen offen, beispielsweise in Bezug auf die Zins- und Renditeerwartungen der Anbieter, wenn sie zukünftige Renten und Einmalzahlungen kalkulieren. Verbraucherschützer haben kritisiert, dass in den Prospekten von Riester-Produkten oft mit sehr hohen und optimistischen Zinserwartungen gerechnet wird.

Eine aktuelle Studie zeigt, dass tradierte Geschlechterrollen immer noch eine bedeutende Rolle bei der Altersvorsorge spielen. Insbesondere in den westlichen Bundesländern verlassen sich Frauen in Bezug auf ihre Altersvorsorge auf ihre Partner.

Die Erwartungen vieler Menschen bezüglich ihrer finanziellen Situation im Alter sind eher gering, wie die von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlichte Studie „VorSORGE – Wie die Bevölkerung auf den demografischen Wandel vorbereitet ist“ zeigt. Lediglich ein Viertel der Befragten geht davon aus, im Alter ausreichend Geld zur Verfügung zu haben, während 14 Prozent befürchten, dass das Geld knapp oder gar nicht ausreichen wird.

Gemäß der Studie legt nur jeder Dritte der 16- bis 70-jährigen Nichtrentner regelmäßig Geld für die private Altersvorsorge zurück. Die Forscher kommentieren die Ergebnisse wie folgt: „Der Grund ist nachvollziehbar: Oft reicht das Einkommen nicht aus, um Geld für das Alter zurückzulegen. Dies betrifft insbesondere Geringverdiener, von denen sich 38 Prozent besonders um ihre finanzielle Situation im Alter sorgen.“

Allerdings zeigt die Studie auch, dass tradierte Geschlechterrollen bei der Altersvorsorge von Bedeutung sind. Mehr als jede fünfte Frau gab an, sich im Alter auf Unterstützung durch Familie und Partner zu verlassen, während es bei Männern nur jeder Achte ist. Die Abhängigkeit von Partnern oder der Familie ist bei Frauen in den westdeutschen Bundesländern und mit hohem Sozialstatus stärker verbreitet als in den ostdeutschen Bundesländern oder bei Frauen mit niedrigem Sozialstatus.

Über die Studie:
Für die Studie hat die Bertelsmann-Stiftung gemeinsam mit dem Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung individuelle Strategien im demografischen Wandel herausgearbeitet. Das Institut für Demoskopie Allensbach führte auf dieser Grundlage 1.234 Interviews mit einem repräsentativen Querschnitt der 16- bis 70-jährigen Bevölkerung durch.

Wann möchten Arbeitnehmer in Rente gehen? Und was hält sie davon ab, ihren Wunsch umzusetzen? Das zeigt das Arbeitsbarometer von Randstad.

Die Rufe nach einer Anhebung der Regelaltersgrenze werden in Deutschland immer häufiger. Angesichts des demographischen Wandels und der damit verbundenen Herausforderungen für die Rentenkassen müsse nach Ansicht vieler Experten die Lebensarbeitszeit an die steigende Lebenserwartung angepasst werden.

Dabei erwartet über die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland (51 %), zwischen 65 und 69 Jahren in die Rente zu wechseln.

Jüngere Arbeitnehmer rechnen mit einer längeren Lebensarbeitszeit. 14 % der 18- bis 24-Jährigen und 15 % der 25- bis 34-Jährigen gehen von ihrem Renteneintritt im Alter zwischen 70 und 74 Jahren aus (Durchschnitt: 9 %).

Nach dem Wunsch-Rentenalter gefragt, zeigt sich allerdings, dass 41 % der Deutschen gerne zwischen 60 und 64 Jahren in Rente gehen würden. 33 % sogar bereits mit unter 60 Jahren – und nur 10 % zwischen 65 und 69 Jahren.

Auf die Frage, was die Arbeitnehmer davon abhält, zu ihrem Wunschzeitpunkt in Rente zu gehen, antworten:

  • 27 % dass sie weiterarbeiten wollen, weil die Arbeit einen wichtigen Platz im persönlichen Leben einnimmt.
  • 11 % dass sie weiterarbeiten wollen, weil sie glauben, dass ihr Arbeitgeber sie braucht.
  • 77 % dass finanzielle Gründe sie davon abhalten, zu ihrem Wunschzeitpunkt in Rente zu gehen.

Über das Arbeitsbarometer:
Die Befragung wird online unter Arbeitnehmern im Alter von 18 bis 65 Jahren durchgeführt, die mindestens 24 Stunden pro Woche einer bezahlten, nicht selbständigen/freiberuflichen Tätigkeit nachgehen. Die Mindeststichprobengröße beträgt 800 Interviews pro Land.