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Versicherer entwickeln immer mehr Vorsorgeprodukte, die auch Ziele des Klimaschutzes unterstützen. Diese nachhaltigen Policen jedoch sind noch wenig bekannt, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. Zeit, dass sich dies ändert.

Tief Bernd: Vorbote der Klimawandels

Die Bekämpfung des Klimawandels und der Erderwärmung gehört zu den größten Herausforderungen der Zukunft. Das wurde auch durch Tief Bernd im Juni diesen Jahres schmerzlich bewusst – die Schäden waren verheerend, durch die Unwetterkatastrophe verloren 183 Menschen ihr Leben. Solch tragische Vorboten des Klimawandels lassen sich nicht mehr übersehen.

Auch Finanzdienstleistungen und Versicherungen kommen am Thema Klimaschutz nicht mehr vorbei. Zumal Schäden durch extreme Unwetterereignisse den Unternehmen immer höhere Schadensummen verschulden. So gründeten einige der größten europäischen Versicherer im Sommer diesen Jahres eine Klima-Allianz – die Net-Zero Insurance Alliance (NZIA). Das ehrgeizige Ziel: Netto-Null-Emissionen ab 2050 und somit die Klimaneutralität.

Und die Versicherungsbranche kann einiges tun, insbesondere mit der Anlagepolitik der Kundengelder: Wurden doch in den letzten Jahren Kriterien für Kapitalanlagen definiert für die Bereiche Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmungsführung (Governance). Die sogenannten ESG-Kriterien wurden zudem durch eine Verordnung der EU – die sogenannte “Taxonomie-Verordnung” – vereinheitlicht. In Orientierung hieran können Kundengelder immer mehr in umweltfreundliche Geldanlagen fließen.

“Grüne Versicherungen” nehmen im Produktangebot der Versicherer zu

Auf Grundlage dieser Vorgaben entwickeln auch immer mehr Versicherer Produkte, die einen besonderen Wert auf Umwelt- und Klimaschutz legen – “grüne Versicherungen”. Jedoch: Solche nachhaltige Policen sind Verbrauchern wenig bekannt, wie eine aktuelle Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach zeigt. Demnach wissen nur 32 Prozent der Befragten, dass es überhaupt derartige Produkte gibt. Und nur vier Prozent der Befragten besitzt tatsächlich eine Police mit besonderem Schwerpunkt auf Umweltkriterien.

Das Institut wollte aber auch wissen, ob Befragte ihr Geld in grüne Versicherungen investieren wollen. Immerhin 46 Prozent der Befragten können sich vorstellen, zukünftig derartige Produkte zu erwerben. Besonders groß ist die Bereitschaft unter jungen Menschen: Bei den 16- bis 29-Jährigen können sich sogar 51 Prozent der Befragten vorstellen, zukünftig solche Produkte zu erwerben. Das Marktpotential ist also vorhanden.

Die Kenntnis der Umfrage könnte eine gute Gelegenheit sein, sich über nachhaltige Versicherungsprodukte zu informieren. Wer mehr wissen möchte und zudem mit einem guten Vorsorgeprodukt auch den Umweltschutz unterstützen möchte, der sollte sich an die Expertin oder den Experten seines Vertrauens wenden.

Auch im Hinblick auf ihre Geldanlagen ist Corona das beherrschende Thema für die Deutschen, ermittelte eine Umfrage im Auftrag eines Versicherers. Drei Viertel der Befragten befürchten einen wirtschaftlichen Abschwung.

75 Prozent der Deutschen befürchten einen wirtschaftlichen Abschwung durch die Corona-Pandemie. So ein zentrales Ergebnis einer repräsentativen Studie zum Anlageverhalten der Deutschen, die die Gothaer Asset Management AG (GoAM) von der forsa Politik- und Sozialforschung im Januar 2021.

Den weiteren Ergebnissen zufolge, bewegt sich die Angst vor einer Inflation auf dem Niveau des Vorjahres (2020: 62 Prozent; 2021: 60 Prozent). Dass sich mit den getätigten Anlagen später der Lebensstandard nicht halten lässt, beschäftigt hingegen weniger Befragte (41 Prozent) als im Vorjahr (47 Prozent).

Es gibt aber auch gute Nachrichten zu vermelden: 58 Prozent der Befragten sind bereit, in eine nachhaltige Geldanlage zu investieren, auch wenn sie dafür auf Rendite verzichten müssten. Im Vergleich zum Vorjahr stieg dieser Wert um fünf Prozentpunkte. In der Altersgruppe der 30- bis 44-Jährigen ist diese Einstellung besonders ausgeprägt (70 Prozent).

Danach gefragt, welcher Teilaspekt bei nachhaltigen Geldanlagen ihnen besonders wichtig ist, antworten 46 Prozent der Befragten Umwelt- und Klimaschutz (2020: 44 Prozent). ‚Soziale Gerechtigkeit‘ wird von 32 Prozent (2020: 28 Prozent) genannt.

Positiv ist ebenfalls, dass immer mehr Menschen in nachhaltige Geldanlagen investieren. 2020 gaben in der Umfrage noch 6 Prozent an, Geld in ‚grüne Fonds‘ zu stecken. In diesem Jahr waren es mit 17 Prozent fast dreimal so viele.

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass die Deutschen durchaus auch in Sachen Altersvorsorge auf Nachhaltigkeit setzen würden. Erschwert wird dies allerdings oft durch die fehlende Transparenz der Produkte. Dabei setzt auch bei den Anbietern ein Umdenken ein.

Riester-Anbieter, die in Waffentechnik oder Kohlekraftwerke investieren? Lebensversicherer, die Landraub und Kinderarbeit unterstützen? All das wollen viele Deutsche nicht, wie eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Start-ups Vantik zeigt.

Die Umfrage unter 8.604 Bürgerinnen und Bürgern ab 18 Jahren belegt eher, dass die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz auch in der Altersvorsorge gefragt sind. Auf die Frage: “Wie wichtig wären Ihnen soziale, umweltbezogene und ethische Kriterien, wenn Sie aktuell ihre Altersvorsorge wählen würden?”, antwortete fast jeder zweite Befragte (47,5 Prozent) auf einer Skala mit “sehr wichtig” oder “eher wichtig”. Dass Nachhaltigkeit für sie keine Bedeutung hat, gab hingegen etwa jeder Dritte zu Protokoll (32,2 Prozent). Die restlichen Befragten hatten hierzu keine genaue Meinung bzw. äußerten sich neutral.

ESG-Kriterien erleichtern Orientierung

Die Studie zeigt folglich, dass Nachhaltigkeit auch in der Altersvorsorge kein Nischenthema ist und ein Markt da wäre: auch wenn die Anbieter mit der Bereitstellung entsprechender Produkte noch hinterherhinken. Aber auch hier setzt bereits seit Jahren ein Umdenken ein. So können sich interessierte Kundinnen und Kunden etwa informieren, ob und in welchem Umfang der Versicherer beim Anlegen der Kundengelder sogenannte “ESG-Kriterien” berücksichtigt. “ESG” steht für “Environment, Social and Governance”. Das bedeutet, dass die Unternehmen sehr gute Ergebnisse im Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung zeigen müssen. Sozial unverträgliche Branchen wie Rüstung oder Glücksspiel werden zugleich ausgeschlossen.

Nachhaltige Anlagen bedeuten nicht, dass man Abstriche beim Ertrag machen muss. Viele nachhaltige Investments stehen klassischen Anlagen in puncto Rendite nicht nach. Trotzdem kann es passieren, dass eine solche zu Lasten von Rendite sowie Sicherheit und Liquidität geht. Wer auf eigene Faust in grüne und soziale Unternehmen investieren will, sollte sich deshalb zuvor genau informieren, erst einmal langsam erste Erfahrungen sammeln und den Anteil nachhaltiger Investments schrittweise erhöhen. Auch sollte bei solchen Anlagen darauf geachtet werden, dass die Risiken gestreut sind und die Investments zur Anlagestrategie passen. Die Pleite von so manchem Windkraft-Anbieter, bei denen Kleinanleger ihre Altersvorsorge verloren, sollte hier ein mahnendes Beispiel sein: Gute Absichten bedeuten noch kein gutes Investment!

Positiv: Ein Bewußtseinswandel setzt auch bei den Versicherern ein. So hat eine Stichprobe von “Finanztest” 2017 gezeigt, dass sich immerhin 15 von untersuchten 24 Versicherern verpflichten, nicht in Waffentechnik zu investieren. Auch beginnen zunehmend die Gesellschaften, ihr Portfolio auf grüne Technik umzustellen: zum Beispiel, indem sie Investitionen in klimaschädliche Kohle begrenzen oder mittelfristig ganz aussetzen. Hierbei gilt es zu bedenken, dass die Versicherer viele lang laufende und festverzinsliche Papiere haben, die sie nur mit großen Verlusten im Niedrigzins-Umfeld abstoßen könnten, oft zum Schaden der Kunden. Mit anderen Worten: Der Wandel braucht Zeit.

Menschenrechte auf Rang 1

Doch welche Themen sind den Kundinnen und Kunden besonders wichtig? Bei jenen, die auf Nachhaltigkeit achten, landet das Thema Umweltschutz mit 47 Prozent Zustimmung nur auf Rang zwei, Klimaschutz mit 46,2 Prozent gar auf Rang vier. Noch wichtiger ist den Befragten das Wahren der Menschenrechte (60 Prozent). Auch, dass die Versicherer und andere Anbieter keine Kinderarbeit fördern, ist den Befragten sehr wichtig: 47,3 Prozent stimmten dem zu.

Wer nachhaltig vorsorgen will, kann eine Expertin bzw. einen Experten ansprechen, welche Möglichkeiten es dazu gibt und wie sich der eigene Versicherer hier positioniert. Es gibt zum Beispiel fondsgebundene Riester-Policen mit ethischen Ausschlusskriterien oder Nachhaltigkeitsfonds.

Das Thema Nachhaltigkeit wird auch für Versicherungskunden immer wichtiger. Viele Anbieter haben das erkannt und bieten Geldanlagen an, die ökologisch saubere und sozial verantwortungsvolle Investments ermöglichen.

Schließen Privatkunden einen Altersvorsorgevertrag ab, erfahren sie in der Regel nicht, wie die Bank oder Versicherung das eingezahlte Geld anlegt. Nur wenigen Menschen ist dabei bewusst, dass der Anbieter möglicherweise entgegen der Interessen seiner Kunden investiert. Wer gegen Atomenergie protestiert, unterstützt vielleicht mit seiner Police einen Atomkraftbetreiber, ein Pazifist die Waffenindustrie, die Bioladenkundin Massentierhaltung. All das muss nicht zutreffen – ist aber möglich.

Wer ethisch bedenkliche Vorsorgeformen vermeiden will, für den bietet die Versicherungsbranche immer mehr Möglichkeiten. Sogenannte „Nachhaltigkeitsfonds“ oder auch Ethikfonds sind Geldanlagen, bei denen soziale und ökologische Kriterien im Vordergrund stehen. Und tatsächlich steigt die Nachfrage nach fairen Investments. Wie das Magazin ECOreporter berichtet, hat sich das Volumen offener Nachhaltigkeitsfonds in Deutschland seit dem Jahr 2000 verzwanzigfacht – auf heute mehr als 30 Milliarden Euro! Fast alle Versicherer bieten solche Produkte an.

Kriterien für Nachhaltigkeit

Wie aber wird garantiert, dass die Investments tatsächlich fair sind? Die Einstufung von Aktien für Nachhaltigkeitsfonds erfolgt nach drei Aspekten: einer Art schwarzen Liste mit Negativkriterien, den Positivkriterien und dem sogenannten „Best-in-class“-Ansatz.

Negativkriterium wäre etwa, wenn ein Unternehmen gegen ethische, soziologische und ökologische Standards verstößt. Wer also Rüstungs-, Atom- oder Gentechnik fördert, wird kaum als nachhaltig kategorisiert. Auch Kinderarbeit oder Dumpinglöhne können als Ausschlusskriterium dienen.

Als Positivkriterium zählt dagegen, wenn Aktien von Unternehmen stammen, die vorrangig auf erneuerbare Energien, menschenwürdige Arbeitsbedingungen oder Umweltschutz achten. Hier zeigt sich auch eine Tücke dieser Fonds, denn Basis dieser Einordnung ist eine Selbstverpflichtung des Investors. Bezeichnungen wie „ethisch“, „nachhaltig“ oder „öko“ sind gesetzlich nicht geschützt, so dass der Verbraucher im Zweifel noch einmal genau hinschauen sollte, in welche Firmen sein Geld fließt.

Beim „Best-in-class“-Ansatz entscheidet sich der Investor für Firmen, die in ihrer Branche als „Klassenbester“ bezüglich ökologischer und sozialer Standards gelten. Maßstab für die Bewertung kann zum Beispiel eine gute Platzierung beim „Dow Jones Sustainability Index“ sein. Bei diesem Wettbewerb streiten börsennotierte Unternehmen darum, neben wirtschaftlichen Kriterien auch solche für Ökologie und soziales Bewusstsein zu erfüllen. Nachteil dieses Ansatzes: Viele Unternehmen, die als Klassenprimus gelten, haben auch weniger nachhaltige Investments im Portfolio.

Nachhaltige Altersvorsorge ist möglich!

Bei aller Kritik an den Ethikfonds sind sie doch ein wichtiger Schritt, die Sensibilität der Verbraucher für nachhaltiges Investment zu wecken. Unter anderem haben die Versicherungen eine große Auswahl an alternativen Riester-Renten im Angebot. Auch bei Basis-Renten, Sofort-Renten, betrieblicher Altersvorsorge und Berufsunfähigkeitsversicherungen gibt es spezielle Angebote für nachhaltige Policen. Ein Beratungsgespräch schafft Aufklärung!