Bundestagswahl 2021 – Kein Rentenwahlkampf trotz Handlungsdruck

Mit welchen Themen werden die Parteien um die Gunst der Wähler ringen? Einer Umfrage zufolge erwartet die Mehrheit der Deutschen keinen Rentenwahlkampf. Gleichwohl wird genau dort der höchste Reformbedarf gesehen.

Bei der gesetzlichen Rente sehen Deutsche derzeit den höchsten Reformbedarf. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung von INSA Consulere im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA), für die 1.501 Personen aus Deutschland ab 18 Jahren befragt wurden. Demnach sehen 66 Prozent der Befragten den stärksten Handlungsdruck bei der gesetzlichen Rente. Acht Prozent sehen den größten Reformbedarf in der privaten Altersvorsorge, fünf Prozent in der betrieblichen Altersversorgung. Fünf Prozent der Umfrageteilnehmer finden, dass es in keiner der drei Sparten Anlass zu Reformen gibt.

Einen Rentenwahlkampf erwarten dennoch ‚nur‘ 34 Prozent. 44 Prozent der Deutschen gehen nicht davon aus, dass die Rente zu einem dominierenden Wahlkampfthema wird. Doch woran könnte das liegen? Einerseits wird enormer Handlungsdruck festgestellt – andererseits glauben die Wähler nicht an einen Rentenwahlkampf?

Vielleicht kann man sich einer Antwort nähern, wenn man ein weiteres Umfrage-Ergebnis zu Hilfe nimmt. Die Umfrage-Teilnehmer sollten auch die Rentenkompetenz der aktuell im Bundestag vertretenen Parteien einschätzen. Das Ergebnis ist nicht sonderlich schmeichelhaft.

28 Prozent der Umfrageteilnehmer gestehen keiner der sechs aktuell im Bundestag vertretenen Parteien eine besonders große Kompetenz auf dem Gebiet der Rentenpolitik zu. Das war bei dieser Frage immerhin eine klare relative Mehrheit. Nennenswerte Kompetenzwerte erhalten lediglich zwei Parteien. Knapp ein Fünftel (18 Prozent) der Befragten bescheinigte der Union die größte Rentenkompetenz, 14 Prozent der SPD. Die anderen vier Parteien bewegen sich im unteren einstelligen Bereich: AfD (4 Prozent), FDP (5 Prozent), Die Linke (5 Prozent), Bündnis 90/Die Grünen (2 Prozent). Ein Viertel der Befragten (kumuliert) weiß es nicht oder möchte dazu keine Angaben machen.

Wertet man die Kompetenzzuschreibungen nach Wählern aus, zeigt sich dann aber doch eine Überraschung. Während aktuelle Wähler von SPD (67 %), Union (59 %), Linke (45 %), AfD (40 %) und FDP (39 %) jeweils mehrheitlich angegeben, dass die von ihnen favorisierte Partei auch über die größte Kompetenz in der Rentenpolitik verfügt, ist es bei den Wählern von Bündnis 90 / Die Grünen anders. Nur 11 Prozent der Grünen-Wähler geben an, dass ihre Partei die größte Rentenkompetenz habe. Das ist deutlich weniger als bei anderen Wählergruppen. Zum anderen sprechen 15 Prozent der aktuellen Grünen-Wähler der SPD die größte Renten-Kompetenz zu.